Dezembersamen

Schnee liegt schützend auf Mutter Erde.
Ein glitzerndes Gewebe hat sich über alle Pflanzen und Steine, auf Zweige und Äste der Giganten gelegt.
Verblühte Heilkräuter tragen weiße Mützen, die Kraft ruht im Erdreich.
Labkräuter halten ihre Samen wie Mohnkörnchen zur Schau,
Engelwurz Nachkommen schmunzeln ähnlich Kümmel Sicheln, Dolden gleichen Radspeichen.
Überall liegt Wissen bereit, die Bibliothek der Natur ist immer geöffnet, wartend auf einen nächsten Kreislauf.
Jeder Bote enthält alles für einen weiteren Jahreszeitenlauf.

Heli stromert durch den Wald, knirschend ihre Schritte auf der gefrorenen kristallreichen Spur.
Diese führt vorbei am Moos-Wünsche-Hügel, direkt zur Zwergen Werkstatt.

Zwerg Herzhüter, kurz HeHü genannt, hat in seinem Werkelreich alles bereit gelegt für eine Zeit mit Heli.
Sie wollen die „Mutter Tage“ bewusst begehen und dafür einen „innehalten Baum“ zimmern.
Kleine Äste, Treibholz, in jedes einzelne Stück werden Löcher gebohrt.
Draht verbindet, hält alles.
An dieses Gebilde werden kleine Säckchen gehängt, 7-21…eines für jeden Tag.
In den gehäkelten grünen Maschenwerken befinden sich Samen von wilden Kräutern.
Diese Kraftpäckchen betonen die Erinnerung, lichte und herzige Gedanken zu säen, denn sie sind die Saat im Jahreskreis und darüber hinaus.

Mit unseren reinen klaren Absichten sind wir Schöpfer(innen) für eine Welt voller Frieden, Mitgefühl und Liebe.

Heli ist sich ihrer AufGABE als Erdhüterin bewusst und schätzt die Verbindung zu HeHü sehr.
Gemeinsam bewahren sie ihr Bild von einer geweihten Erde.

Die Samen liegen in ihrer Hand.
„Gada“ flüstert sie leise in jedes Körnchen.
„Nowegada“.

In ihrem Herzen fühlt es sich warm an, engelsgleich huscht ein Lächeln über ihre Lippen und berührt damit die Seele von HeHü.
Sie spüren ihre Heimat, tief innen und mit jedem lichtvollen Strahl aus ihren Herzen segnen sie die Welt.

In jeden Samen lege lichte Absichten.

November 2012, Ursprung Text erschienen in der Weihnachtsanthologie Goethe Verlag 2013